Digitalisierung, Unternehmensnachfolge, Künstliche Intelligenz, Caravaning – auf dem digitalen PPG Live-Event „Gemeinsam in die Zukunft“ drehte sich alles um Themen, die die Branche heute und morgen beschäftigen. Dabei immer im Fokus: der unternehmerische Erfolg der Karosserie- und Lackierbetriebe.
Das Bühnenbild eindrucksvoll, die Talkgäste branchenprominent und praxiserprobt, starke Live-Schaltungen, unterhaltsame Live-Musik und spannende Themen mit Mehrwert für die K+L-Betriebe – auch beim zweiten digitalen Live-Event von PPG passte alles optimal zusammen: Pünktlich um 18 Uhr begrüßte Moderator Jochen Kleemann, Automotive Refinish Director PPG, gut gelaunt und locker die Veranstaltungsgäste vor Ort und an den Bildschirmen, startete direkt mit einem Talk zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche ins Programm.
Dazu standen namhafte Vertreter des Bundesverbands der Partnerwerkstätten (BVdP) Rede und Antwort: Mit den aktuellen Pandemie-Lockerungen gehe wieder mehr Verkehr einher, sagte etwa Reinhard Bayer, Vorstandsvorsitzender BVdP, was wiederum mehr Unfälle und Instandsetzungsaufträge für die Betriebe bedeute. Die finalen Auswirkungen der Krise auf die Werkstätten würden sich jedoch erst noch zeigen, vor allem dort, wo Unternehmen investiert haben, etwa in digitale Prozesse.
Generell war die Digitalisierung ein heißes Thema beim Branchentalk des Live-Events. So verdeutlichte Michael Pinto, Geschäftsführer BVdP, dass hier Chancen für die Betriebe liegen, ihre Prozesse sicherer und wirtschaftlicher zu machen, stellte aber ebenso klar, dass digitale Lösungen zum individuellen Unternehmen passen müssten. Daher gelte es, Schnittstellen zu entwickeln, aus denen Werkstätten je nach ihren Anforderungen und Bedürfnissen auswählen könnten. Peter Vogel, Vorstandsmitglied BVdP, merkte an, dass K+L-Betriebe sich aktiver auf neue Mobilitätsanbieter etwa aus dem Bereich E-Mobilität sowie auf die Bedürfnisse von Nachwuchskräften einstellen müssten, und stellte die BVdP-Initiative „Next Generation“ für Unternehmensnachfolger vor.
Apropos Unternehmensnachfolge: Deutschlandweit wollen laut einer KfW-Studie 842.000 Unternehmer, so Jochen Kleemann, in den kommenden fünf Jahren ihre Tätigkeit beenden, 61 Prozent davon möchten an einen Nachfolger übergeben – wiederum die Hälfte davon gern an ein Familienmitglied. Ein Weg, den auch die Unternehmen Karosserie- und Lackierzentrum Grundt, Buchholz und Unfallservice Peter Hellmuth GmbH, Schweinfurt, gehen. Per Live-Schaltung berichteten die Unternehmer Holger Grundt und Peter Hellmuth gemeinsam mit ihren Nachfolgern Isabelle Grundt und Dirk Hellmuth von ihren individuellen Übergabeprozessen, teilten ihre Erfahrungen und Einsichten mit dem Publikum. Ihr Fazit: Offene Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen sind die Grundbausteine eines erfolgreichen Übergabeprozesses.
Eine Lanze für mehr Präsenz der K+L-Betriebe in den Sozialen Medien brach Michael Scharnberg: Durch einen ebenso aktiven wie konsequenten Umgang mit Facebook, Instagram und Co. hat der Geschäftsführer der Jürs Autolackiererei GmbH, Lübeck, sein Unternehmen in puncto E-Mobilität zu einem Vorzeigebetrieb in Deutschland gemacht, kann mittlerweile Menschen aus zwölf europäischen Ländern zu seinen Kunden zählen. E-Mobilität sei längst keine Notlösung mehr, so Michael Scharnberg, sondern die Zukunft – und damit eine echte Chance auf mehr Geschäft für die Werkstätten. Doch sei E-Mobilität als Geschäftsfeld nicht für jeden Betrieb geeignet, und auch die erfolgreiche Nutzung der Sozialen Medien sei an einige Herausforderungen gebunden. Sein Rat an die Branchenkollegen: Das Unternehmensportfolio nach den individuellen Gegebenheiten erweitern sowie die Möglichkeiten der Sozialen Medien betriebsspezifisch nutzen.
Um erfolgreiche Prozesse drehte sich auch der Vortrag von Maximilian Stein, Geschäftsführer der Restemeier GmbH, Osnabrück, und Co-Founder des Startups mmmint.ai: Er stellte verschiedene Prozesslösungen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz (KI) des Startups für Karosserie- und Lackierbetriebe vor, unter anderem einen mit einer API-Schnittstelle gekoppelten Fahrzeugscheinscanner, der es ermöglicht, für die Werkstatt relevante Daten per Scan eines Fahrzeugscheins direkt in das Managementsystem des K+L-Betriebs zu integrieren. mmmint.ai arbeitet kontinuierlich weiter an KI-Lösungen, mit denen Karosserie- und Lackierbetriebe ihre Betriebsprozesse verschlanken und effizienter gestalten sowie mehr aus den betrieblichen Ressourcen herausholen können.
Im Vergleich zu 2020 sei der Anteil an Reisemobilen und Wohnwagen um 27 bis 28 Prozent gestiegen, Tendenz steigend, erklärte Gerolf Happel, Kfz-Sachverständiger für die Begutachtung von Spezialfahrzeugen. Derzeit seien in Deutschland ca. 1,45 Mio. Reisemobile und Wohnwagen zugelassen, was theoretisch etwa 174.000 Unfallinstandsetzungen ergäbe, so der Fachmann weiter – bei einem durchschnittlichen Schadenfall von 4.900 bis 5.500 Euro (Wohnmobil) bzw. 10.000 Euro (Reisemobil) ein attraktives Geschäftsfeld für Karosserie- und Lackierbetriebe mit entsprechendem Fachwissen und Kompetenzen. Eine Einschätzung, die Thomas Grebe, Segment Car Manager Region North PPG, unterstützte. Er stellte das Caravaning-Network-Konzept von PPG vor, ein explizit auf die Caravan-Instandsetzung ausgelegtes Fortbildungsprogramm, bei dem der Lackhersteller gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern entsprechende Kompetenzen und Fachkenntnisse vermittelt. Thomas Grebe: „Wir möchten unsere Partnerbetriebe auch in diesem Geschäftsfeld bestmöglich unterstützen.“
Für den vergnüglichen Abschluss des Live-Events zeichnete abermals Kabarettist Christoph Brüske verantwortlich, der gewohnt satirisch auf die aktuelle Fußball-EM blickte. Und wie beim ersten Live-Online-Event von PPG lautete das Zuschauer-Fazit des Abends: Gern mehr von dieser Abendunterhaltung – der nächste Live-Stream wird bereits gespannt erwartet!